Das Fettnäpfchen
Wozu sind eigentlich Fettnäpfchen gut? Die Vorstellung, ein solches mit sich herumzutragen, vor sich hinzustellen und dann noch hineinzutreten, erscheint irreal. Und dennoch wird das Fettnäpfchen immer wieder visualisiert und in der allgemeinen Hektik, dem ganz normalen Alltagsstress vor sich hergeschoben oder hinter sich hergezogen. Immer wieder in der Vorstellung, ja nicht hineinzutreten und der fehlenden Erkenntnis, dass man bereits mitten drin steht. Nimmt das Fettnäpfchen überdimensionale Ausmaße an, wird man es gar nicht mehr los. Es klebt an einem wie eine zweite Haut, die sich nicht abstreifen lässt. Es gibt Phasen, in denen das Fettnäpfchen auch in die Hosentasche gesteckt werden kann, um dann nach einer Woche wieder zum Vorschein zu kommen. Schon wieder steht man mit einem Fuß im Napf und schafft es gerade noch, diesen unversehrt wieder herauszuziehen. Verschwinden wird es wohl nie, das Fettnäpfen, denn die Fettnäpfchentheorie hat bereits die Runde gemacht und befindet sich fest verankert im Portfolio. Nun stellt sich die Frage, was denn da drin ist, in unserem Fettnäpfchen, in das mal unabsichtlich, mal wissentlich, aber nie böse gemeint, hineingetappt wird. Unsicherheiten, Schwächen, die eigene Persönlichkeit? Und was passiert auf der anderen Seite, derjenigen, die den Inhalt des Näpfchens, also sprichwörtlich „ihr Fett“ abbekommen hat? Es tritt auch hier eine gewisse Unsicherheit zutage, die Nachdenklichkeit gewinnt Raum, auch ein Bloßstellen und alte Verletzungen werden deutlich. Man versucht, das Fettnäpfchen durch Kontrolle und festgefahrene Struktur an die Kette zu legen, was sich allerdings als keine gute Idee erweist. Auch der Versuch, mit dem Fettnäpfchen zu kommunizieren schlägt fehl, obgleich sich die Selbstreflexion lohnen würde. Das Fettnäpfchen wird Bestandteil der festgefahrenen Situation, der Inhalt ist so verfestigt, dass ein Ausleeren des Napfes unmöglich erscheint. Kaum ist der Fuß auf der Oberfläche, die mittlerweile so verdichtet und somit spiegelglatt geworden ist, dass man sofort auf der Nase liegt. Aufstehen gelingt nur mit Mühe, Bewegungen erfolgen zaghaft, Entwicklung scheint unmöglich, schafft man es ja kaum an den Rand. Das Fettnäpfchen wird zur zweiten Heimat, in die man sich hat hineinmanövrieren lassen. Leider fehlt die Kraft sich herauszuziehen und sich zu zeigen: Seine Persönlichkeit, sein wahres Ich und sein eben dazugehörendes individuelles Fettnäpfchen!
Marion Rothenbach, Juli 2021
Wozu sind eigentlich Fettnäpfchen gut? Die Vorstellung, ein solches mit sich herumzutragen, vor sich hinzustellen und dann noch hineinzutreten, erscheint irreal. Und dennoch wird das Fettnäpfchen immer wieder visualisiert und in der allgemeinen Hektik, dem ganz normalen Alltagsstress vor sich hergeschoben oder hinter sich hergezogen. Immer wieder in der Vorstellung, ja nicht hineinzutreten und der fehlenden Erkenntnis, dass man bereits mitten drin steht. Nimmt das Fettnäpfchen überdimensionale Ausmaße an, wird man es gar nicht mehr los. Es klebt an einem wie eine zweite Haut, die sich nicht abstreifen lässt. Es gibt Phasen, in denen das Fettnäpfchen auch in die Hosentasche gesteckt werden kann, um dann nach einer Woche wieder zum Vorschein zu kommen. Schon wieder steht man mit einem Fuß im Napf und schafft es gerade noch, diesen unversehrt wieder herauszuziehen. Verschwinden wird es wohl nie, das Fettnäpfen, denn die Fettnäpfchentheorie hat bereits die Runde gemacht und befindet sich fest verankert im Portfolio. Nun stellt sich die Frage, was denn da drin ist, in unserem Fettnäpfchen, in das mal unabsichtlich, mal wissentlich, aber nie böse gemeint, hineingetappt wird. Unsicherheiten, Schwächen, die eigene Persönlichkeit? Und was passiert auf der anderen Seite, derjenigen, die den Inhalt des Näpfchens, also sprichwörtlich „ihr Fett“ abbekommen hat? Es tritt auch hier eine gewisse Unsicherheit zutage, die Nachdenklichkeit gewinnt Raum, auch ein Bloßstellen und alte Verletzungen werden deutlich. Man versucht, das Fettnäpfchen durch Kontrolle und festgefahrene Struktur an die Kette zu legen, was sich allerdings als keine gute Idee erweist. Auch der Versuch, mit dem Fettnäpfchen zu kommunizieren schlägt fehl, obgleich sich die Selbstreflexion lohnen würde. Das Fettnäpfchen wird Bestandteil der festgefahrenen Situation, der Inhalt ist so verfestigt, dass ein Ausleeren des Napfes unmöglich erscheint. Kaum ist der Fuß auf der Oberfläche, die mittlerweile so verdichtet und somit spiegelglatt geworden ist, dass man sofort auf der Nase liegt. Aufstehen gelingt nur mit Mühe, Bewegungen erfolgen zaghaft, Entwicklung scheint unmöglich, schafft man es ja kaum an den Rand. Das Fettnäpfchen wird zur zweiten Heimat, in die man sich hat hineinmanövrieren lassen. Leider fehlt die Kraft sich herauszuziehen und sich zu zeigen: Seine Persönlichkeit, sein wahres Ich und sein eben dazugehörendes individuelles Fettnäpfchen!
Marion Rothenbach, Juli 2021