Das perfekte Kätzchen
Erfahrungswerte belegen (leider), dass die Suche nach dem perfekten Kätzchen ohne Makel und Mängel bei vielen Katzenliebhabern ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Der Züchter der kleinen Wesen mutiert zur Basis des eigenen Wunschdenkens, die Zucht als solche wird in ihrem Wesen nicht erkannt und mehr oder weniger zum Tode verurteilt. Zuchtziel verfehlt, Schublade auf, der Stempel der konstatierten Unfähigkeit mit unseriösen Handlungen wird vermutet und auch geäußert. Leider nur schriftlich. Willkommen im 21. Jahrhundert, in der Welt der Besserwisser und Neunmalklugen! Das eigene Unwissen wird mithilfe der größten und absolut seriösen Quelle des Internets aufgefangen und beseelt von den nun gewonnenen Erfahrungswerten wird hypothetisch argumentiert und leider auch schlecht zitiert. Unterstützung erhält der erzürnte und auch verunsicherte Katzenliebhaber von Fachleuten, zu denen der Züchter natürlich nicht dazugerechnet wird. Wieso auch, konnte man die kleinen Wesen gerade noch aus den Klauen des Untergangs und sicheren Todes erretten. Das erinnert leicht an die Szenarien von Tötungsstationen im Ausland. Kommunikation in voller Bandbreite wird zur Spielwiese der Anschuldigungen, Vermutungen und auch des Frustabbaus. Schon komisch, wofür das perfekte Wesen doch herhalten muss. Es wird geliebt, verwöhnt und bestens versorgt, keine Frage, die Weichen wurden gestellt, aber es wird auch ständig fotografiert, gefilmt und präsentiert, im Internet täglich in Szene gesetzt. Das perfekte Kätzchen spiegelt doch so schön die eigene perfekte Welt, das perfekte Zusammenleben. Der Züchter schaut und wundert sich, warum das kleine Wesen, das er mit so viel Liebe und Herzblut aufgezogen hat, gar nicht mehr gesehen wird! Und fragt sich im Stillen, ob der doch so enthusiastische Katzenfreund das Zuchtziel je verstanden hat und erkennt, was für ein Schatz ihm da eigentlich anvertraut wurde.
Marion Rothenbach, April 2022
Erfahrungswerte belegen (leider), dass die Suche nach dem perfekten Kätzchen ohne Makel und Mängel bei vielen Katzenliebhabern ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Der Züchter der kleinen Wesen mutiert zur Basis des eigenen Wunschdenkens, die Zucht als solche wird in ihrem Wesen nicht erkannt und mehr oder weniger zum Tode verurteilt. Zuchtziel verfehlt, Schublade auf, der Stempel der konstatierten Unfähigkeit mit unseriösen Handlungen wird vermutet und auch geäußert. Leider nur schriftlich. Willkommen im 21. Jahrhundert, in der Welt der Besserwisser und Neunmalklugen! Das eigene Unwissen wird mithilfe der größten und absolut seriösen Quelle des Internets aufgefangen und beseelt von den nun gewonnenen Erfahrungswerten wird hypothetisch argumentiert und leider auch schlecht zitiert. Unterstützung erhält der erzürnte und auch verunsicherte Katzenliebhaber von Fachleuten, zu denen der Züchter natürlich nicht dazugerechnet wird. Wieso auch, konnte man die kleinen Wesen gerade noch aus den Klauen des Untergangs und sicheren Todes erretten. Das erinnert leicht an die Szenarien von Tötungsstationen im Ausland. Kommunikation in voller Bandbreite wird zur Spielwiese der Anschuldigungen, Vermutungen und auch des Frustabbaus. Schon komisch, wofür das perfekte Wesen doch herhalten muss. Es wird geliebt, verwöhnt und bestens versorgt, keine Frage, die Weichen wurden gestellt, aber es wird auch ständig fotografiert, gefilmt und präsentiert, im Internet täglich in Szene gesetzt. Das perfekte Kätzchen spiegelt doch so schön die eigene perfekte Welt, das perfekte Zusammenleben. Der Züchter schaut und wundert sich, warum das kleine Wesen, das er mit so viel Liebe und Herzblut aufgezogen hat, gar nicht mehr gesehen wird! Und fragt sich im Stillen, ob der doch so enthusiastische Katzenfreund das Zuchtziel je verstanden hat und erkennt, was für ein Schatz ihm da eigentlich anvertraut wurde.
Marion Rothenbach, April 2022