Der blauäugige Katzenkäufer
Kleine Kätzchen sind verdammt süß, wenn sie mit ihren blauen Glubschaugen in die Welt schauen. Der Dahinschmelz- und Aufseufzenlassenmoment beim Beobachter scheint grenzenlos, möchte man doch am Liebsten dieses kleine Wesen „auffressen“. Man kann einfach nicht genug bekommen von diesem entzückenden vierbeinigen Geschöpf, das so unschuldig und so herrlich blauäugig sein Leben genießt. Der Beschützerinstinkt erwacht, möchte man doch dieser innewohnenden Naivität der Blauäugigkeit beikommen. Man streckt die Hand aus und erhält, wie nicht anders zu erwarten, einen Hieb mit der Tatze. Verwundert über die Reaktion riskiert man einen zweiten Versuch und erhält wiederum einen Hieb. Diesmal mit ausgefahrenen kleinen und sehr scharfen Krallen! Die hinterlassenen Spuren auf der Haut erzeugen einen aufkeimenden Gedanken der schmerzlichen Verwunderung, dass dieses kleine blauäugige Wesen scheinbar gar nicht so blauäugig ist, wie man dachte. Sah man da nicht vor kurzem schon einen grünlichen Schimmer in der Iris und weiß eigentlich auch aus erster Hand, dass sich die Augenfarbe in einen Bernsteinton verändern wird. Wissen schon, aber Wahrhabenwollen eher weniger, ist man doch zu verliebt in die eigene Blauäugigkeit. Es ist so leicht, die Welt aus diesem Blick heraus zu betrachten, es tut nicht weh, denn man befindet sich immer auf der richtigen Seite. Immer! Blau ist das neue Weiß, nur dass ein weißer Schleier über der blauen Iris die Sicht vernebelt und zur Blindheit führt. Das Gegenüber ist nicht mehr zu erkennen und will auch nicht mehr wahrgenommen werden. Warum auch? Liegt es doch so fern des eigenen Lichtspektrums, ist entrückt. Andere gesellen sich in den blauen Lichtschein, verstärken die eigene blauäugige Wahrnehmung, erstarken im blauen Licht. Blaue Karten werden ausgeteilt. Ohne Ansage, aber auf Anfrage! Der blaue Brief liegt bereits gedanklich in der Schublage! Blauer gehts nicht. Aber blau ist eben nicht gleich blau und davon heißt es sich abzugrenzen, ganz bewusst. Ich fürchte, es gibt kein Entrinnen aus dieser blauen Atmosphäre! Unsere kleinen Kätzchen zeigen sich davon aber unbeeindruckt, haben längst die Augenfarbe gewechselt und betrachten die Blauäugigkeit ihres Personals sehr gelassen. Sie haben sich weiterentwickelt und die anfängliche Naivität und Blauäugigkeit weit hinter sich gelassen. Und das ist auch gut so.
Marion Rothenbach, Juli 2021
Kleine Kätzchen sind verdammt süß, wenn sie mit ihren blauen Glubschaugen in die Welt schauen. Der Dahinschmelz- und Aufseufzenlassenmoment beim Beobachter scheint grenzenlos, möchte man doch am Liebsten dieses kleine Wesen „auffressen“. Man kann einfach nicht genug bekommen von diesem entzückenden vierbeinigen Geschöpf, das so unschuldig und so herrlich blauäugig sein Leben genießt. Der Beschützerinstinkt erwacht, möchte man doch dieser innewohnenden Naivität der Blauäugigkeit beikommen. Man streckt die Hand aus und erhält, wie nicht anders zu erwarten, einen Hieb mit der Tatze. Verwundert über die Reaktion riskiert man einen zweiten Versuch und erhält wiederum einen Hieb. Diesmal mit ausgefahrenen kleinen und sehr scharfen Krallen! Die hinterlassenen Spuren auf der Haut erzeugen einen aufkeimenden Gedanken der schmerzlichen Verwunderung, dass dieses kleine blauäugige Wesen scheinbar gar nicht so blauäugig ist, wie man dachte. Sah man da nicht vor kurzem schon einen grünlichen Schimmer in der Iris und weiß eigentlich auch aus erster Hand, dass sich die Augenfarbe in einen Bernsteinton verändern wird. Wissen schon, aber Wahrhabenwollen eher weniger, ist man doch zu verliebt in die eigene Blauäugigkeit. Es ist so leicht, die Welt aus diesem Blick heraus zu betrachten, es tut nicht weh, denn man befindet sich immer auf der richtigen Seite. Immer! Blau ist das neue Weiß, nur dass ein weißer Schleier über der blauen Iris die Sicht vernebelt und zur Blindheit führt. Das Gegenüber ist nicht mehr zu erkennen und will auch nicht mehr wahrgenommen werden. Warum auch? Liegt es doch so fern des eigenen Lichtspektrums, ist entrückt. Andere gesellen sich in den blauen Lichtschein, verstärken die eigene blauäugige Wahrnehmung, erstarken im blauen Licht. Blaue Karten werden ausgeteilt. Ohne Ansage, aber auf Anfrage! Der blaue Brief liegt bereits gedanklich in der Schublage! Blauer gehts nicht. Aber blau ist eben nicht gleich blau und davon heißt es sich abzugrenzen, ganz bewusst. Ich fürchte, es gibt kein Entrinnen aus dieser blauen Atmosphäre! Unsere kleinen Kätzchen zeigen sich davon aber unbeeindruckt, haben längst die Augenfarbe gewechselt und betrachten die Blauäugigkeit ihres Personals sehr gelassen. Sie haben sich weiterentwickelt und die anfängliche Naivität und Blauäugigkeit weit hinter sich gelassen. Und das ist auch gut so.
Marion Rothenbach, Juli 2021