Vorsicht falscher Film!
Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, im falschen Film zu sein? Nichtsahnend und auch etwas stolz schmiegt man sich in den kuscheligen Kinosessel der Bestätigung und Gewissheit, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und genießt seine eben erworbene Kinokarte in ein neues Abenteuer. Doch als der mit Spannung erwartete Film nach der zweifachen, durchaus gelungenen Werbung anläuft, die Protagonisten anfangen zu sprechen bzw. im Hintergrund langsam sichtbar werden, schreckt man hoch und erkennt die schon vorweggenommene Pointe: Die seichte Komödie ist eigentlich als Drama angelegt und das Ende eine vorhersehbare Tragödie. Der Held, der sich gar nicht als solcher sieht, stirbt. Kollektiv werden die Fäden strategisch so gespannt, dass es nur diesen einen Plot geben kann. Die Szenen des Drehbuches werden völlig unbeeinflusst und unerkannt umgeschrieben und an das bevorstehende wichtige Ereignis angepasst. Der Film braucht eine Wendung, eine neue Inszenierung, der Ruf nach Veränderung wird laut, einer Veränderung, die Altbewährtes wieder zur Höchstform auflaufen lässt und die Protagonisten zu wahren und dauerhaften Helden macht. Glanz und Gloria stehen am Ende des Filmes ebenso fest, wie die geeignete Neubesetzung, die schon im Vorfeld bei diversen Gastspielen anvisiert und gedanklich eingebaut wurde. Immer noch im Sessel sitzend mit Blick auf das nicht abzuwendende Inszenario kreisen die Gedanken zwischen Unverständnis, Kalkül, Ablehnung und Enttäuschung, in die sich auch Emotionen wie Wut und Widerstand mischen. Der ehemalige, abservierte Protagonist entwickelt sich zunehmend zum Untergrundkämpfer, der sich seiner neuen Aufgabe des Widerstands widmet und sich nicht in den apokalypischen Abgrund der Tragödie reißen lässt. Hocherhobenen Hauptes verlässt der nicht mehr gewollte Protagonist das Set, lässt das Filmteam den bereits prächtig ausgeschmückten Film zu Ende drehen und erfreut sich an der neu gewonnenen Freiheit, endlich sein eigener Regisseur zu werden. Der kuschelige, mittlerweile sehr unbequeme Kinosessel wird verlassen und im Kinosaal herrscht plötzlich eine gähnende Stille und Leere. Ein Flackern, ein Flimmern, das Drehen der Filmspule, sonst nichts. Aber ganz deutlich hört man das Zufallen einer Tür, einer Tür, die für immer geschlossen bleibt.
Marion Rothenbach, April 2022
Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, im falschen Film zu sein? Nichtsahnend und auch etwas stolz schmiegt man sich in den kuscheligen Kinosessel der Bestätigung und Gewissheit, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und genießt seine eben erworbene Kinokarte in ein neues Abenteuer. Doch als der mit Spannung erwartete Film nach der zweifachen, durchaus gelungenen Werbung anläuft, die Protagonisten anfangen zu sprechen bzw. im Hintergrund langsam sichtbar werden, schreckt man hoch und erkennt die schon vorweggenommene Pointe: Die seichte Komödie ist eigentlich als Drama angelegt und das Ende eine vorhersehbare Tragödie. Der Held, der sich gar nicht als solcher sieht, stirbt. Kollektiv werden die Fäden strategisch so gespannt, dass es nur diesen einen Plot geben kann. Die Szenen des Drehbuches werden völlig unbeeinflusst und unerkannt umgeschrieben und an das bevorstehende wichtige Ereignis angepasst. Der Film braucht eine Wendung, eine neue Inszenierung, der Ruf nach Veränderung wird laut, einer Veränderung, die Altbewährtes wieder zur Höchstform auflaufen lässt und die Protagonisten zu wahren und dauerhaften Helden macht. Glanz und Gloria stehen am Ende des Filmes ebenso fest, wie die geeignete Neubesetzung, die schon im Vorfeld bei diversen Gastspielen anvisiert und gedanklich eingebaut wurde. Immer noch im Sessel sitzend mit Blick auf das nicht abzuwendende Inszenario kreisen die Gedanken zwischen Unverständnis, Kalkül, Ablehnung und Enttäuschung, in die sich auch Emotionen wie Wut und Widerstand mischen. Der ehemalige, abservierte Protagonist entwickelt sich zunehmend zum Untergrundkämpfer, der sich seiner neuen Aufgabe des Widerstands widmet und sich nicht in den apokalypischen Abgrund der Tragödie reißen lässt. Hocherhobenen Hauptes verlässt der nicht mehr gewollte Protagonist das Set, lässt das Filmteam den bereits prächtig ausgeschmückten Film zu Ende drehen und erfreut sich an der neu gewonnenen Freiheit, endlich sein eigener Regisseur zu werden. Der kuschelige, mittlerweile sehr unbequeme Kinosessel wird verlassen und im Kinosaal herrscht plötzlich eine gähnende Stille und Leere. Ein Flackern, ein Flimmern, das Drehen der Filmspule, sonst nichts. Aber ganz deutlich hört man das Zufallen einer Tür, einer Tür, die für immer geschlossen bleibt.
Marion Rothenbach, April 2022