Die Ereignisse der letzten Wochen habe ich zum Anlass genommen, diesen Text zu verfassen.
Der intelligente Katzenkäufer
Intelligenz hat etwas mit Bildung zu tun... Natürlich informiert sich der intelligente Käufer vorher, man kauft ja nicht die Katze im Sack! Wenn alles schön klingt, dem Ohr schmeichelt, sich das Wohlfühl-Gen ausbreitet, scheint man angekommen zu sein. Dann kommt die Erkenntnis! Das ist sie! Die richtige Katze! Endlich hat man sie gefunden! Man will sie unbedingt haben! Und im Kopf läuft ab diesem Moment der Wunschfilm ab. Aber bitte ohne Unterbrechungen und Werbung! Eine wirklich schöne Vorstellung. Der Regisseur, Produzent des Films, in diesem Fall der Katzenzüchter, wird zur Randfigur, zum Komparsen. Worte sind nur Schall und Rauch, dem Egoismus, dem Ursprung darf man keinen Platz einräumen, wichtig ist nur das Ziel: das Happy End! Das Programm läuft, man fiebert dem Moment entgegen, wo der Hauptdarsteller, unserer besagtes Kätzchen, in die offenen Arme der perfekt vorbereiteten und informierten Zieheltern fällt. Doch dann reißt der Film und es wird dunkel. Wo liegt der Fehler? Die Suche endet am Ursprung. Der Regisseur hat gepfuscht, Mist gebaut, alles ruiniert. Der Übeltäter ist gefunden und der intelligente Käufer weiß sich zu helfen, es gibt ja Klebstoff, viel Klebstoff. Das Bewusstsein für die ursprüngliche Wahl der Filmkategorie, in unserem Fall der Zucht, wird in Frage gestellt. Die Intelligenz bewegt sich auf eine andere Ebene. Es riecht nach Verrat! Ziemlich angesäuert und etwas verzweifelt teilt man aus und versucht auf durchaus intelligente Art und Weise Fakten zu untermauern, die keine Basis haben, Zusammenhänge zu ziehen, die sich in sich widersprechen und wirft mit Halbwissen um sich, von dem man keine Ahnung hat. Brav gebrüllt! Hat sich der Katzenkäufer etwa so geirrt? Aber nein, seine Intelligenz bestätigt ihm nach wie vor seine Kaufentscheidung, die ganz zufällig nur durch die unintelligente Handlungsweise des Gegenübers ins Wanken geraten ist. Das hätte jetzt aber nicht passieren dürfen! Das arme Kätzchen muss doch gerettet werden! Hoffentlich erinnert sich der intelligente Katzenkäufer noch daran, worum es eigentlich geht. Aber die eigenen Vorstellungen treffen auf andere, doch sehr unverständliche. Ganz neue Töne, die man nicht hören will. Eine ehrliche und direkte Kommunikation wird nicht gesucht, das Happy End könnte ja entgleiten. Eine Anpassungsstrategie, die bisher immer funktioniert hat. Na, wer lässt sich schon gerne in die Karten schauen, wenn er dieses Ass im Ärmel hat. Nettes Spiel. Man setzt auf intelligente Recherchen, man fühlt dem anderen auf den Zahn, sucht sich Unterstützung, baut auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse und hangelt sich an allgemeingültigen, gängigen Floskeln entlang, als habe man die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Der Wunschfilm muss weiterlaufen, sonst macht sich Unsicherheit breit. Dann doch lieber eine Runde austeilen, als das zuzugeben. Glücklicherweise gibt es die Funktion der Dauerschleife. Alles ist gut, der Film läuft wieder, ist wieder heil. Nun ist der intelligente Katzenkäufer endlich am Ziel und es bleibt ihm zu wünschen, dass er neben dem wohligen und selbstgefälligen Filmeschauen nicht das eigentlich Wesentliche vergisst: die eben erworbene Katze!
Marion Rothenbach, September 2020
Der intelligente Katzenkäufer
Intelligenz hat etwas mit Bildung zu tun... Natürlich informiert sich der intelligente Käufer vorher, man kauft ja nicht die Katze im Sack! Wenn alles schön klingt, dem Ohr schmeichelt, sich das Wohlfühl-Gen ausbreitet, scheint man angekommen zu sein. Dann kommt die Erkenntnis! Das ist sie! Die richtige Katze! Endlich hat man sie gefunden! Man will sie unbedingt haben! Und im Kopf läuft ab diesem Moment der Wunschfilm ab. Aber bitte ohne Unterbrechungen und Werbung! Eine wirklich schöne Vorstellung. Der Regisseur, Produzent des Films, in diesem Fall der Katzenzüchter, wird zur Randfigur, zum Komparsen. Worte sind nur Schall und Rauch, dem Egoismus, dem Ursprung darf man keinen Platz einräumen, wichtig ist nur das Ziel: das Happy End! Das Programm läuft, man fiebert dem Moment entgegen, wo der Hauptdarsteller, unserer besagtes Kätzchen, in die offenen Arme der perfekt vorbereiteten und informierten Zieheltern fällt. Doch dann reißt der Film und es wird dunkel. Wo liegt der Fehler? Die Suche endet am Ursprung. Der Regisseur hat gepfuscht, Mist gebaut, alles ruiniert. Der Übeltäter ist gefunden und der intelligente Käufer weiß sich zu helfen, es gibt ja Klebstoff, viel Klebstoff. Das Bewusstsein für die ursprüngliche Wahl der Filmkategorie, in unserem Fall der Zucht, wird in Frage gestellt. Die Intelligenz bewegt sich auf eine andere Ebene. Es riecht nach Verrat! Ziemlich angesäuert und etwas verzweifelt teilt man aus und versucht auf durchaus intelligente Art und Weise Fakten zu untermauern, die keine Basis haben, Zusammenhänge zu ziehen, die sich in sich widersprechen und wirft mit Halbwissen um sich, von dem man keine Ahnung hat. Brav gebrüllt! Hat sich der Katzenkäufer etwa so geirrt? Aber nein, seine Intelligenz bestätigt ihm nach wie vor seine Kaufentscheidung, die ganz zufällig nur durch die unintelligente Handlungsweise des Gegenübers ins Wanken geraten ist. Das hätte jetzt aber nicht passieren dürfen! Das arme Kätzchen muss doch gerettet werden! Hoffentlich erinnert sich der intelligente Katzenkäufer noch daran, worum es eigentlich geht. Aber die eigenen Vorstellungen treffen auf andere, doch sehr unverständliche. Ganz neue Töne, die man nicht hören will. Eine ehrliche und direkte Kommunikation wird nicht gesucht, das Happy End könnte ja entgleiten. Eine Anpassungsstrategie, die bisher immer funktioniert hat. Na, wer lässt sich schon gerne in die Karten schauen, wenn er dieses Ass im Ärmel hat. Nettes Spiel. Man setzt auf intelligente Recherchen, man fühlt dem anderen auf den Zahn, sucht sich Unterstützung, baut auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse und hangelt sich an allgemeingültigen, gängigen Floskeln entlang, als habe man die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Der Wunschfilm muss weiterlaufen, sonst macht sich Unsicherheit breit. Dann doch lieber eine Runde austeilen, als das zuzugeben. Glücklicherweise gibt es die Funktion der Dauerschleife. Alles ist gut, der Film läuft wieder, ist wieder heil. Nun ist der intelligente Katzenkäufer endlich am Ziel und es bleibt ihm zu wünschen, dass er neben dem wohligen und selbstgefälligen Filmeschauen nicht das eigentlich Wesentliche vergisst: die eben erworbene Katze!
Marion Rothenbach, September 2020