Wahrheit mit Beigeschmack
Mögen Sie schwäbisches Essen? Vielleicht sind Sie ja auch aufs „Gschmäckle“ gekommen und genießen die schwäbische Vielfalt in einem 10 Gänge-Menü. Gepriesen sei der schwäbische Geist und die starre Kreativität, die so manchen beim Essen einen Zahn gekostet hat. Einsicht kennt der schwäbische Freigeist nicht, selbst wenn das Fundament wackelt. Millimetergenau werden die eigenen Grenzen verteidigt, das Besteck akkurat austariert. Alles Nichtschwäbische wird sofort von der Speisekarte gestrichen, und falls sich doch etwas hineingemogelt hat, Richtung Tellerrand geschoben und ganz dezent der Tür verwiesen. Vielfalt oder größere Auswahl sind unerwünscht. Auch zu ambitionierte Köche verderben nur den schwäbischen schon- immer- dagewesenen Alltagsbrei und werden in der Küche gerne mal übersehen oder zum Einkaufen geschickt. Sollte doch der antiquierten und leicht angestaubten Speisekammer durch junges Gemüse aus regionalem, sprich schwäbischem Anbau, neuer Charme verliehen werden. Aber wer kocht denn nun unser Menü weiter? Der schon lange in den Startlöchern wartende Catering-Service mit dem eingängigen Namen „Schwabe forever“ wetteifert mit dem Foodtruck „Coming home ins Schwabeländle“ um die Gunst der feinen Gesellschaft, die zu Tisch sitzt und auf besseres Essen wartet. Geduld ist nicht deren Sache, könnten doch vorzeitig die Lichter ausgehen, was es zu vermeiden gilt. Also ganz nach dem Motto „Selbst ist der Mann oder die Frau“ ran an die Töpfe und rein, was gut schmeckt. Umrühren, abschmecken, fertig. So einfach geht das. Warum sollte man daran etwas ändern? Wahrer Genuss muss eben auch gelernt sein und seien wir mal ehrlich: Es geht doch nichts über die echte schwäbische Küche, die ja eigentlich keinen als unangepasst deklarierten, kreativen Koch zu brauchen scheint. In der dann auf einem Silbertablett servierten zu lange gekochten, etwas versalzenen schwäbischen Suppe liegt die Wahrheit. Und die kann ganz schön bitter sein. Dieses „Nachgschmäckle“ regt nicht zum weiteren Besuch der Lokalität ein und so wendet man sich anderen kulinarischen Köstlichkeiten zu, die die Welt außerhalb Schwabens so zu bieten hat, denn auch schwäbisches Essen hat (glücklicherweise) seine Grenzen.
Marion Rothenbach, Juli 2021
Mögen Sie schwäbisches Essen? Vielleicht sind Sie ja auch aufs „Gschmäckle“ gekommen und genießen die schwäbische Vielfalt in einem 10 Gänge-Menü. Gepriesen sei der schwäbische Geist und die starre Kreativität, die so manchen beim Essen einen Zahn gekostet hat. Einsicht kennt der schwäbische Freigeist nicht, selbst wenn das Fundament wackelt. Millimetergenau werden die eigenen Grenzen verteidigt, das Besteck akkurat austariert. Alles Nichtschwäbische wird sofort von der Speisekarte gestrichen, und falls sich doch etwas hineingemogelt hat, Richtung Tellerrand geschoben und ganz dezent der Tür verwiesen. Vielfalt oder größere Auswahl sind unerwünscht. Auch zu ambitionierte Köche verderben nur den schwäbischen schon- immer- dagewesenen Alltagsbrei und werden in der Küche gerne mal übersehen oder zum Einkaufen geschickt. Sollte doch der antiquierten und leicht angestaubten Speisekammer durch junges Gemüse aus regionalem, sprich schwäbischem Anbau, neuer Charme verliehen werden. Aber wer kocht denn nun unser Menü weiter? Der schon lange in den Startlöchern wartende Catering-Service mit dem eingängigen Namen „Schwabe forever“ wetteifert mit dem Foodtruck „Coming home ins Schwabeländle“ um die Gunst der feinen Gesellschaft, die zu Tisch sitzt und auf besseres Essen wartet. Geduld ist nicht deren Sache, könnten doch vorzeitig die Lichter ausgehen, was es zu vermeiden gilt. Also ganz nach dem Motto „Selbst ist der Mann oder die Frau“ ran an die Töpfe und rein, was gut schmeckt. Umrühren, abschmecken, fertig. So einfach geht das. Warum sollte man daran etwas ändern? Wahrer Genuss muss eben auch gelernt sein und seien wir mal ehrlich: Es geht doch nichts über die echte schwäbische Küche, die ja eigentlich keinen als unangepasst deklarierten, kreativen Koch zu brauchen scheint. In der dann auf einem Silbertablett servierten zu lange gekochten, etwas versalzenen schwäbischen Suppe liegt die Wahrheit. Und die kann ganz schön bitter sein. Dieses „Nachgschmäckle“ regt nicht zum weiteren Besuch der Lokalität ein und so wendet man sich anderen kulinarischen Köstlichkeiten zu, die die Welt außerhalb Schwabens so zu bieten hat, denn auch schwäbisches Essen hat (glücklicherweise) seine Grenzen.
Marion Rothenbach, Juli 2021